Dauer im Wechsel

Hielte diesen frühen Segen,
Ach, nur eine Stunde fest!
Aber vollen Blütenregen
Schüttelt schon der laue West.
Soll ich mich des Grünen freuen,
Dem ich Schatten erst verdankt?
Bald wird Sturm auch das zerstreuen,
Wenn es falb im Herbst geschwankt.
 
Willst du nach den Früchten greifen,
Eilig nimm dein Teil davon!
Diese fangen an zu reifen,
Und die andern keimen schon;
Gleich mit jedem Regengusse
Ändert sich dein holdes Tal,
Ach, und in demselben Flusse
Schwimmst du nicht zum Zweitenmal.
 
Du nun selbst! Was felsenfeste
Sich vor dir hervorgetan,
Mauern siehst du, siehst Paläste
Stets mit andern Augen an.
Weggeschwunden ist die Lippe,
Die im Kusse sonst genas,
Jener Fuß, der an der Klippe
Sich mit Gemsenfreche maß.
 
Jene Hand, die gern und milde
Sich bewegte, wohlzutun,
Das gegliederte Gebilde,
Alles ist ein andres nun.
Und was sich an jener Stelle
Nun mit deinem Namen nennt,
Kam herbei wie eine Welle,
Und so eilt’s zum Element.
 
Laß den Anfang mit dem Ende
Sich in eins zusammenzieh’n!
Schneller als die Gegenstände
Selber dich vorüberflieh’n.
Danke, daß die Gunst der Musen
Unvergängliches verheißt:
Den Gehalt in deinem Busen
Und die Form in deinem Geist.

J.W. v. Goethe

Roman Pestak

dav

In den letzten aufregenden Wochen hatte ich keine Zeit, mir großartige Gedanken über die Rede zur Vernissage zu machen. Ich stolperte aber bei Facebook über die Worte meines Wiener „Lieblingsliteraten“ und dachte gleich, dass diese 3 Sätze eigentlich kurz und knapp beschreiben, was mein Verhältnis zur Kreativität lange ausmachte.

Ob als kleiner Junge im Kindergarten, der sich davor fürchtete, einen Apfel aus Buntpapier zu reißen oder an dem Wintertag 1987, als ich drauf und dran war, mein technisches Studium hinzuwerfen und mich Werner Schmidt fragte, ob ich wirklich jahrelang in der vagen Aussicht auf einen Kunst-Studienplatz als Aufsicht mein Leben in den SKD fristen will – es waren immer die Zweifel.

Umso dankbarer bin ich heute, dass ich rückblickend sagen kann – es hat alles seine Zeit. Und es gab für mich keinen besseren Tag als den 8. März, um die erste Ausstellung als „geouteter nebenberuflicher Künstler“ zu eröffnen und Luiza zu heiraten. Ohne sie und ihren unerschütterlichen Glauben wären die vielen Bilder der letzten 2 Jahre gar nicht entstanden. Ich möchte mich ganz herzlich für die vielen Glückwünsche bedanken!

Kuckuck

Kennen Sie „Ein (un)möglicher Härtefall“ der Coen-Brüder? Mit Clooney als Scheidungsanwalt und Zeta-Jones als Heiratsschwindlerin?

Ich mag den schwarzen Humor und es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn man selbst Geschichten erlebt, in denen nichts so ist, wie es scheint.

Bleib Du selbst!

Als mir heute eine liebe Freundin erzählte, dass sie lieber ihre Ideen verfolgt als sich in Wiederholungen zu ergehen, welche gerade en vogue und verkäuflich sind, dachte ich nur „genau!“. Immer mal was Neues ausprobieren, Entwicklung, Lernen, bei sich bleiben…

Anfang 1988 war ich in der letzten, der X. Kunstausstellung der DDR im Albertinum. Ja, die mit Uwe Pfeifers „Auf dem Wege“, Mattheuers „Jahrhundertschritt“, aber auch den „Sowjetsoldaten“ oder zwei bunten Schwüngen auf Papier usw. Ich war kurz davor, mein Technikstudium nach einem Semester “ zu schmeißen, bei den SKD als Aufsicht zu verdingen und mich für ein Kunststudium zu bewerben. Nach dem Ausstellungsbesuch lief ich mit dem Katalog unterm Arm über die Augustusbrücke und kehrte im Eiscafe Venezia auf der Hauptstraße, korrigiere damals „Kristall und Straße der Befreiung“, ein. Der Laden war voll und ein Ehepaar setzte sich zu mir an den Tisch. Der Mann fragte nach dem Katalog und ob ich auch male. Er stellte sich als Handwerker aus Radebeul vor und bot mir an, gegen Entgelt aus einem Abstammungsnachweis aus finsteren Zeiten einen richtigen „Stammbaum“ für ihn zu machen. Ich lehnte damals ab.

Das Leben hatte einen anderen Plan und so wurde statt des Künstlers ein Dipl.-Wirtsch.-Ing. aus mir. Heute wie damals male ich nur, wenn ich Lust dazu habe, wie und worauf ich Lust habe. Ich denke, das sollte auch Sinn und Zweck sein.

Oder wie die Freundin es heute nannte: „Authentisch bleiben!“. Alles Andere ist ein Ausdruck mangelnden Selbstwertgefühls und höchstgradig manipulativ.

Die meisten Menschen haben sowieso einen Instinkt dafür.

Der Populismus des Herrn Rukwied

Wenn Tanja Busse im Presseclub (ab 4:05 min) dem Präsidenten des Bauernverbandes Populismus vorwirft, weil „die Berliner Blase aus Menschen, die nie gearbeitet oder geschwitzt haben“ eine falsche Politik betreibt, hat sie nicht begriffen, wo der Begriff „Populismus“ herkommt. Natürlich ist die Rhetorik purer Populismus. In diesem Fall trifft er sogar die Stimmung im Land.

https://www.ardmediathek.de/video/presseclub/die-trecker-revolte-berechtigt-oder-ueberzogen/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtNWFjMDVkNzQtZjU3Mi00ZDlkLWE5MTAtYTNjZjM5MThlMWJm

https://de.wikipedia.org/wiki/Populismus

Die Entsolidarisierung der Gesellschaft haben nicht die Populisten zu verantworten, da verdreht man Ursache und Wirkung. Wir driften immer mehr in Zustände, die man seit der Weimarer Republik nicht mehr gesehen hat. Das macht mir Angst.