und weil ich so oft auf ihn angesprochen werde, hier ein Kleinod:
Das Spannende ist der Gedanke, den er im Video äußert und der mich an eine Stelle im „Nachtzug nach Lissabon“ erinnert, die mich nun schon 16 Jahre umtreibt.
„Die Ferne zu den Anderen, in die uns dieses Bewusstsein rückt, wird noch einmal größer, wenn uns klar wird, dass unsere äußere Gestalt den Anderen nicht so erscheint wie den eigenen Augen. Menschen sieht man nicht wie Häuser, Bäume und Sterne.
Man sieht sie in der Erwartung, ihnen auf bestimmte Weise begegnen zu können und
sie dadurch zu einem Stück des eigenen Inneren zu machen. Die Einbildungskraft
schneidet sie zurecht, damit sie zu den eigenen Wünschen und Hoffnungen passen,
aber auch so, dass sich an ihnen die eigenen Ängste und Vorurteile bestätigen können.
Wir gelangen nicht einmal sicher und unvoreingenommen bis zu den äußeren Konturen eines Anderen. Unterwegs wird der Blick abgelenkt und getrübt von all den Wünschen und Phantasmen, die uns zu dem besonderen, unverwechselbaren Menschen machen, der wir sind. Selbst die Außenwelt einer Innenwelt ist noch ein Stück unserer Innenwelt, ganz zu schweigen von den Gedanken, die wir uns über die fremde Innenwelt machen und die so unsicher und ungefestigt sind, dass sie mehr über uns selbst als über den Anderen aussagen.„
(aus „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier , Hauser Verlag 2004, ISBN 978-3-446-20555-0)